Vogesenwanderer in Schweizer Nachbarschaft unterwegs

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Dieses Mal hatte unser Musikerfreund Martin Fischer das Zepter in die Hand genommen und uns in die Schweiz gelockt. 


Vom 06.08. bis 08.08.2010 ging es in die Alpenregion. So recht konnte eigentlich keiner von uns das genaue Ziel einordnen. Dazu später mehr. 

Wie üblich ging es freitags morgens in aller Frühe los. Treffpunkt war um 06:15 Uhr bei Werner in Bietigheim und nachdem die BG-Fraktion auf sich warten lies, machte sich die Audi-Parade mit etwas Verspätung auf den Weg Richtung Süden. Kurz nach der Schweizer Grenze war der Weg noch bekannt, doch schon bald war man froh, als man im Navigationsgerät Escholzmatt erfolgreich eingegeben hatte und die Route auch noch erfolgreich berechnet wurde. Denn wer kennt schon Escholzmatt, außer man hat zufällig Verwandtschaft vor Ort?  Irgendwo zwischen Luzern und Bern gelegen, betraten wir also komplettes Neuland. Martin war von dieser allgemeinem Unkenntnis natürlich wenig begeistert, insbesondere weil einige seine ausführlichen Vorbereitungs- und Informationsmails nur überflogen hatten und mit Unwissen glänzten. Darunter auch unser ehemaliger Abteilungsleiter. Das hätte es vor ein paar Jahren noch nicht gegeben. 

Unterwegs versprach die Sonne auf der Fahrt schon recht tolles Wetter, doch kurz vor dem Ziel zogen erste Wolken auf und leichter Nieselregen setzte kurzfristig ein. Na klasse, dachten alle!  Das sind aber tolle Aussichten. 
Am Zielort wurden dem erst besten Geldautomaten genügend Schweizer Fränkli entlockt und anschließend wurde noch schnell ein erster Kaffee mit einem „Nußkipferl“ genossen. Schnell noch etwas Käse und Wein in einer Genossenschaft eingekauft und dann wurde der schwere Rucksack geschultert. Und los ging es auf die erste Etappe: 


 

Ein knackiger Aufstieg erwartete uns und wir waren recht schnell froh, dass die Sonne nicht mit voller Kraft auf uns herunter brannte. Um 11:00 Uhr gab es das versprochene „Znüni“, will heißen, ein gedeckter Vespertisch mit leckerem Käse und frischer Wurst erwartete uns auf einer Alm oder besser gesagt in einer Garage, die gelegentlich auch als Disko herhalten musste. Frisch gestärkt wurde dann das zweite, steile Teilstück in Angriff genommen. Unterwegs gab es die ersten Blasen und auch ein defekter Wanderstab musste als Tribut zurückgelassen werden. Nachdem wir insgesamt 500 Höhenmeter überwunden hatten, verwöhnte uns die Sonne zum idealen Zeitpunkt und an einem schönen Rastplatz mit toller Aussicht gab es die verdiente Rast. 


An das Weiterlaufen wollte fast keiner denken, nur Rainer lockte das nahe Gipfelkreuz. Schnell war er nicht mehr gesehen, während die anderen ein Sonnenbad und leckeren Rotwein genossen. Schließlich sollte der Rucksack wieder etwas leichter werden und die Hemden wurden auch noch schnell getrocknet. 

Als Rainer nicht ganz erfolgreich zurückkehrte, ging es weiter zur ersten Alp. Unterwegs waren die Kartenleser eifrig am Werk und sie waren sich sicher, dass wir mit einer Abkürzung schneller ans Ziel kommen würden. Alles was dabei heraus kam, war ein kurzer steiler Abstieg durch unwegsames Gelände und ein gleich steiler Aufstieg zurück zum Ausgangspunkt der Abkürzung, was die Moral der Truppe nicht gerade steigerte. Auf dem weiteren Weg drängte sich noch die Frage auf, was Alpakas hier auf den Almen in über 1000 Meter tun? 

Ganz einfach: Sie laufen den Ziegen den Rang ab. Denn zum einen können sie nicht so leicht unter dem Zaun hindurch kriechen und davonlaufen wie die kleineren Ziegen, zum anderen haben sie auch noch das zartere Fleisch. 

Bei diesem Stichwort konnte Peter nicht umhin, mal nach einer Kostprobe zu fragen, die ihm aber ausdrücklich verwehrt blieb. Noch 5 Minuten bis zur Hütte Stotzig Dorbach hieß es. Endlich das Tagesziel erreicht. Thomas und Rainer, die sich kurzfristig unerlaubt von der Truppe entfernt hatten, mussten leidvoll erfahren, dass die Ersten manchmal die Letzten sind. So mussten sie doch glatt die erste Erfrischungsrunde auslassen. 
In 3 Mehrbettzimmern haben wir Quartier bezogen und nach einer Dusche wartete abends  eine warme Mahlzeit auf uns. Würstchen, Käsnudeln und Apfelmus. Zugegeben eine etwas ungewöhnliche Kombination, die mit einem Schnaps und einem Kaffee „Tresch“ wieder zu Recht gerückt wurde. Ein leckeres Dessert mit Eis und einer kleinen Meringue (die große Ausführung wurde uns gleich für den nächsten Tag versprochen) bildete anschließend den kulinarischen Höhepunkt des Tages. Draußen wurde es so langsam recht frisch, aber ein kleiner Kreis lies es sich mit der Hausherrin Monika nicht nehmen, bis weit nach Mitternacht draußen aus zu harren. Seltsamer weise war dieses Mal der Geräuschpegel in den Schlafräumen sehr leise, sodass morgens alle recht frisch aus den Federn stiegen. Der Frühstückstisch war mit Löwenzahnhonig, Eiern, Käse und selbst gemachter Wurst und Butter reichlich gedeckt. Die Gastgeberfamilie war natürlich schon längst auf den Beinen und mit der täglichen Arbeit im Stall bzw. beim Sensen auf der Alm beschäftigt. 

 

Draußen schien die Sonne und alle stellten sich auf einen heißen Tag ein. Dann wurde noch schnell ein Gruppenbild gemacht: 
 
 
 

Das Gepäck lag schon zum Abmarsch bereit und gleich ging es auf zur zweiten Etappe. Martin hat uns zwei Varianten angeboten. Eine kurze 3-stündige Tour direkt zur nächsten Hütte oder eine 5-stündige Tour über die Berge mit Aufstieg auf  2000 Meter. Auf die Letztere wollte sich aber zunächst keiner mental einstellen. Die Hütte „Vorder Bättenalp“ lag auf der anderen Talseite schon in greifbarer Nähe, doch der Weg führte weit außen herum, durch ein Hochmoor, über Wiesen, durch Wälder und mittags erwartete uns an einem kleinen Gipfelkreuz bei strahlendem Wetter ein toller Rastplatz. 

Dass dieser aber auch heimtückische Stellen aufwies, musste Bruno leidvoll erfahren, als er sich nach gemütlicher Rast in einem Kuhfladen wieder fand. Wie danach seine beige Hose aussah, kann man sich gut vorstellen. Gellendes Gelächter und ein notwendiger Kleidertausch waren die logische Folge. 

Die imponierende Felswand auf der anderen Seite ließen Martin, Dieter und Rainer etwas früher aufbrechen. Der Berg rief doch noch. Nach gut einer Stunde haben wir die 3 an der „Vorder Bättenalp“ zunächst wieder eingeholt. Ohne schweren Rucksack wollten sich dann aber nur noch Dieter und Rainer auf den Weg in die Höhe machen. 
Die anderen warteten geduldig bis die Hausherren Trudi und Pius eintrafen, um die einfache Behausung zu besichten. Eine Dusche und ein Plumsklo bildeten die sanitären Anlagen in der auf ca. 1450 Meter gelegenen Alm, die nur im Sommer bewirtschaftet wird. Einige Kühe, zwei Hunde und viele Katzen bildeten die tierische Kulisse. Der ländliche Geruch war natürlich inklusive in der Biosphärenregion. Die war natürlich offiziell anerkannt, versteht sich.  Aber wir mussten alle eingestehen, dass die beiden schon ein ziemlich hartes Leben auf dieser Höhe führten. 

Nachdem Rainer seinen Aufstieg wegen eines Krampfes vorzeitig abbrechen musste, konnte Dieter als einziger die beeindruckende Bergwelt erreichen. Die gute Aussicht kann man sich gut vorstellen. 

Der Rest verweilte sich derweil mit Kartenspielen, mit einem Mittagsschlaf, mit ständigem hin und her Gehen, um vielleicht an einer günstigen Stelle ein Handynetz zu ergattern oder mit Wäsche waschen den Nachmittag. Man glaubt es gar nicht, welche Waschkraft klares, eiskaltes Bergwasser entwickelt! Brunos Hose war anschließend kaum noch wieder zu erkennen. Nur geruchlich konnte das Wasser einen Weichspüler nicht ganz ersetzen. 

Abends gab es dann Frisches vom Grill mit leckeren Sausen, Kartoffeln und Salaten. Alle warteten gespannt auf die Meringue. Und man hat uns nicht zu viel versprochen. Meringue mit frisch gemachtem Rahm. Traumhaft lecker und verführerisch zart, würde es in der Werbung heißen. 

Als Krönung gab es dann noch einen atemberaubenden Sonnenuntergang. 
 
 

Wir erinnerten uns an gute alte Zeiten und schnell kam die Idee auf, eine Runde „Mäxel“ zu spielen. Doch leider waren keine Würfel zur Hand. Aber auch dafür gab es eine Lösung: 
 Jürgen zeigte seine handwerklichen Fähigkeiten und schnitzte aus zwei Korken zwei Würfel, die dem Wort „Glücksspiel“ den passenden Charakter verliehen.  Bruno malte noch schnell die entsprechende Punkteanzahl auf die richtigen Seiten und das Spiel konnte starten. 

Der Verlierer wurde jeweils mit einem Schnaps „belohnt“, denn ab und zu konnte man den Eindruck gewinnen, dass einer (gell Thomas) schon mal absichtlich verlor, da sich manche Runden doch ziemlich in die Länge zogen und die Luft schon langsam trocken wurde. Nachdem nun auch Trudi und Pius in die Geheimnisse der Mäxelrunde eingeweiht wurden, ging es nach und nach zur Ruhe. 

Am Sonntag wachten wir bei Regen auf und konnten uns ausgiebig Zeit für das leckere  Frühstück mit selbst gemachtem  Brot und einem Hefezopf nehmen. Peter kassierte noch die obligatorische Sonderumlage ein, Martin K. verewigte unsere Truppe mit einer schönen Zeichnung der Bättenalp im Gästebuch und jeder unterzeichnete inklusive eines bekennenden Schalkefans. 
Laufen oder fahren hieß dann die entscheidende Frage. Wir waren aber alle recht froh, dass uns Trudi mit ihrem knallroten Schulbus zu unseren Autos zurück gefahren hat. 11 Männer auf  Kindersitzen mit riesigen Rücksäcken und einer Frau am Steuer, welch ein Anblick. Gott sei Dank gab es sonntags keine Polizeikontrollen ! 
Ein klasse Service, der uns eine 3-stündige Regenwanderung erspart und uns stattdessen zu  einer frühzeitigen und entspannten Rückkehr verholfen hat. Und so sind alle wieder heil aus der Schweiz zurückgekehrt. Vielen Dank nochmals an Martin für die tolle Organisation und alle, die mit dabei waren. 
Jetzt heißt es wieder ein Jahr warten. Nächstes Jahr ist eine Fahrradtour in die Pfalz geplant und 2012 steht dann das große 20-jährige Jubiläum an, das sicher in den Vogesen stattfinden wird. 

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Bruno Kistner
14.08.2010